Pilgerfahrt der Initiative Maria2.0 Deutschland in das Kloster Fahr bei Zürich
Fast ein Jahr ist es her, dass mir der Gedanke kam, wir könnten uns doch einmal mit Frauen aus den verschiedenen deutschen Bistümern im Kloster Fahr bei Zürich, dem Geburtsort des „Schritt-für Schritt-Gebetes am Donnerstag “ treffen.
So begegneten sich 16 Frauen aus den Bistümern Münster, Essen, Berlin, Stuttgart, München, Augsburg und Freiburg am Mittwoch, 12.2.25 im Kloster. Aus dem Bistum Münster waren es fünf Frauen aus der Gebetsgemeinschaft Margareta/Konrad in Münster. Zusammen mit zwei Frauen aus Dülmen und Bochum machten wir uns gemeinsam mit dem Zug auf den Weg. Mit drei Stunden Verspätung hat es auch geklappt, zum Abendessen im Gästespeisraum wurde die Gruppe von Sr. Martina herzlich begrüßt.
Nach dem gemeinsam gesungenen Tischgebetslied ließen wir uns die Köstlichkeiten aus der Klosterküche schmecken. Dann kam Priorin Irene dazu - auch sie war sichtlich erfreut über unserer Kommen - alles Donnerstagsbeterinnen, sie schien gerührt. „Sie sind sicher müde nach so langer Anreise“, meinte sie, „daher befreie ich Sie heute Abend von der Komplet, kommen Sie erst einmal in Ruhe bei uns an“ - und dann schmunzelte sie und verwies auf den Getränkeschrank. So viel „Weltlichkeit“ hatten wir nicht erwartet.
Der Donnerstag startete mit der Laudes in der Klosterkirche, der wunderbare Gesang der Schwestern erfüllte unsere Herzen. Nach dem Frühstück bekamen wir eine ausführliche Haus- und Gartenführung durch eine Frau, die dem Kloster sehr verbunden ist, ihr Mann war der Hausarzt der Schwestern. Dann hieß es Durchschnaufen und es ging zur Mittagshore. Priorin Irene erklärte uns, dass die Mittagshore bei ihnen eine längere Stille beinhalte, Ruhe und Stille machte sich auch in unseren Herzen breit - ein Kontrapunkt zu dem geschäftigen Alltag „draußen“. Wieder war es Sr. Martina, die uns das Mittagessen servierte und dann gab es „Pause“, die jede für sich nutzte, draußen zum Spaziergang, im Zimmer mit Blick auf den Garten oder in der Bibliothek.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Begegnung mit Priorin Irene. Sie erzählte, wie es zum Donnerstagsgebet kam und dass sie bei allem, was sie tue, stets das Einverständnis aller Schwestern einhole. Mit so einer großen weltweiten Resonanz des Schrittgebetes habe sie nicht gerechnet, das Gebet sei in viele Sprachen übersetzt. Jeden Donnerstag seien Menschen von überall her da, um mitzubeten. Wir hörten interessiert zu, wie sie erzählte, dass sie nun nicht mehr täglich einen Priester aus dem Kloster Einsiedeln „einflögen“, der mit ihnen Eucharistie feiere. Sie haben eigene Gottesdienstformen entwickelt und ein Priester käme nur noch am Sonntag. Und dass nach fünf Jahren das „Dankgebet am Donnerstag“ entstanden sei, zu Pfingsten 2024, ein Dank für die vielen kleinen Schritte, die Frauen in der katholischen Weltkirche gegangen seien. Sie beantwortete alle unsere Fragen - auch nach dem Zusammenleben der Schwestern. Nachdenklich und traurig reagierte sie, als sie hörte, dass der Pfarrer in Dülmen den Frauen die Kirche zum Donnerstagsgebet nicht öffne: “So etwas habe ich noch nie gehört“, war ihre leise Antwort. Die Frauen in Dülmen wurden nicht nur in der sich anschließenden Vesper mit ins Gebet genommen. Als Dank für dieses Gespräch überreichte die Gruppe der Priorin einen Maria2.0 Schal.
Nach dem Abendessen füllte sich die Klosterkirche mit einer Gruppe aus der Schweiz, die regelmäßig zum Schrittgebet kommt, der Hausarzt gehört auch dazu. Nach dem Donnerstagsgebet laden die Schwestern stets in eine der Sakristei-Räume zum Zusammensein ein. Bei hausgemachtem Apfelpunsch und knusprigen „Käsestängli“ tauschten wir uns „länderübergreifend“ aus. Wir stehen alle auf einem „Mutterboden“, war das Fazit am Ende des Tages. Erfüllt und dankbar gingen wir in unsere „Klosterzellen“.
Der nächste Morgen begann wieder mit der Laudes, man konnte spüren, welche Kraft und Ruhe diese regelmäßigen Gebetszeiten gaben. Nach dem Frühstück öffnete der Klosterladen extra für uns. Man konnte „Devotionalien“, Fotos, Kalender, Gebets- und Meditationsbücher, Artikel aus der klostereigenen Weberei, den eigenen Klosterwein und -Saft und vieles mehr erwerben – das war nicht günstig, aber besonders.
Und wieder war es Sr. Martina, die jede von uns kurz vor Mittag an der Pforte herzlich verabschiedete.
Reich beschenkt und tief erfüllt von dem Erlebten im Kloster Fahr machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof nach Zürich. Dort konnten wir noch viele Schweizer Spezialitäten bestaunen, uns mit Proviant eindecken, Schümli trinken und Hörnli essen.
Die Rückfahrt verlief ein wenig angenehmer. Nur eine Bombenentschärfung im HBF Osnabrück ließ den Zug nicht über Münster fahren. Daher stiegen wir halt in Essen um und fuhren mit dem Regionalexpress nach Hause.
Per WhatsApp vergewisserten wir uns, dass alle anderen wieder gut zu Hause an den unterschiedlichen Orten angekommen waren.
Dass man in so kurzer Zeit so viel Tiefes erfahren kann, darüber staunten wir alle -bis heute.
Und natürlich gibt es eine Fortsetzung: für Sommer 2026 ist die nächste Reise angedacht, vielleicht etwas länger, aber dafür im Kloster Fahr umgeben von einem traumhaften „Laudato si- Garten“.
Neugierig geworden?
Text: Margarete Kohlmann, Münster