Offener Brief an die Deutsche Bischofskonferenz zu den Vorgängen in Köln

 

Sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Bischofkonferenz,

 

die Berichterstattung der vergangenen Tage über die Vorgänge im Bistum Köln geben uns, der Bewegung Maria 2.0 Deutschland, Anlass, uns an Sie zu wenden.

„Köln“ ist für viele engagierte Christinnen und Christen zum Synonym für das Versagen der katholischen Kirche in Deutschland geworden, ein Synonym für Machtmissbrauch, Täuschung, und ein Kleben am Amt, ein Synonym, für das sich Christinnen und Christen der Basis nicht einmal mehr schämen, sondern sich nur noch abgrenzen und auf Opposition zu gehen wollen.

Die Zeit, in der eine Entschuldigung verbunden mit einer finanziellen Unterstützung, eine Zusage für mehr Prävention verbunden mit kirchlichem Verwaltungsumbau die Gläubigen erreichte, ist längst vorbei.

Die Situation in „Köln“ und das breite Schweigen des Klerus zu diesen Vorgängen vernichtet aktuell deutschlandweit alle Hoffnung auf Erneuerung.

Dazu kommt die befremdliche Position des Vatikans zu den Vorgängen in Köln. So liegt laut Aussagen des Bistums Köln zwar das Rücktrittsgebot von Rainer Maria Woelki seit Anfang März beim Papst vor, der große Druck erschwere aber die Entscheidung, so der Papst. Wir solidarisieren uns mit allen, die für Reformen einstehen und weiter Druck machen.

 

Zudem sieht der Vatikan die Notwendigkeit, die Befugnisse des Synodalen Weges noch einmal klarzustellen. All das befeuert den Flächenbrand auf dem zunehmend vertrocknetem Kirchenboden. Mit der Präsidentin des ZdK, Frau Irme Stetter-Karp fragen wir: „Wird das (die Vorgänge in Köln) im Vatikan nicht wahrgenommen?“

Das Schweigen der deutschen Bischofkonferenz – das Schweigen eines jeden einzelnen zu „Köln“ vermittelt den Eindruck der Gleichgültigkeit, wenn nicht sogar des fehlenden Interesses an wirklichen Reformen. Mit der Instrumentalisierung der Betroffenen im Missbrauchsskandal mit dem Ziel, das eigene Überleben im Amt zu sichern, ist unserer Meinung nach das Fass zum Überlaufen gebracht worden. Für uns und für viele Christinnen und Christen in diesem Land zeigt ein solches Verhalten die Abkehr von christlichen Werten und Überzeugungen, die mangelnde Bereitschaft, die Lebens-wirklichkeit der Menschen von heute zu erkennen und damit Kirche für sie wieder relevant zu machen.

Maria 2.0 setzt sich für tiefgreifende Reformen in der katholischen Kirche ein, damit die Botschaft Jesu wieder in den Mittelpunkt rückt: „Change in Church – Taten statt Warten“.

Deshalb fordern wir Sie auf: Solidarisieren Sie sich mit den Seelsorger*innen und kirchlichen Mitarbeitenden des Erzbistums Köln. Haben Sie den Mut, aufzustehen und gemeinsam einzustehen für eine Kirche, die sich der Menschen, besonders der von sexualisierter Gewalt Betroffenen., annimmt und sich auflehnt gegen Machtmissbrauch.

 

Setzen Sie bereits während der Woche Ihrer Bischofskonferenz gemeinsam Zeichen, indem Sie zum Beispiel auf herrschaftliche Rituale und Insignien verzichten. Das könnten erste Schritte in Richtung auf eine katholische Kirche im Sinne Jesu sein.

 

Maria 2.0 Deutschland
i.A. Mechthild Exner-Herforth