Stellungnahme zum Zwischenbericht über den Umgang mit sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück und dem Brief des Erzbischofs vom 23.9. an die Pfarreileitungen, Seelsorgenden und Mitarbeitenden im Erzbistum Hamburg

29. September 2022/Hamburg

Wir begrüßen, dass Erzbischof Heße sich nicht entschuldigt hat, aber Scham ist
nicht genug. Wirkliche Aufklärung braucht strukturelle Erneuerung. Wo ist die
in unserem Erzbistum zu finden? Wir vermissen Transparenz über Prozesse, die
notwendig sind. Entsprechend der Wahrheitspflicht, die im Zwischenbericht
angemahnt wird, sollten Gemeinden auch ehrlich darüber informiert werden,
wenn ein Priester oder Mitarbeitende wegen Missbrauchsvorwürfen aus der
entsprechenden Gemeinde genommen wird.
Der Zwischenbericht ist gleichzeitig auch eine Aufforderung zum Handeln.
Auch hier erwarten wir mehr Transparenz. Die Gläubigen des Erzbistums haben
ein Recht darauf, über den Stand der Aufklärungsarbeit informiert zu werden.
Aus der digitalen Informationsveranstaltung des Erzbistums vom 26. September
entnehmen wir, dass bereits Schutzkonzepte in allen Einrichtungen erstellt
worden sind und damit weiter gearbeitet wird. Wir begrüßen das ausdrücklich.
Wir plädieren dafür, den Blick zu weiten und auch die Abhängigkeit von
erwachsenen Frauen und Männern, die als Ehrenamtliche oder im Dienst der
Kirche tätig sind, wahrzunehmen. Nicht nur Kinder und Pflegebedürftige
geraten in spirituelle Abhängigkeiten.
Sollte sich ein unabhängiger Betroffenenbeirat in unserem Erzbistum bilden, so
muss dieser mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt werden.
Auch wäre es absolut notwendig, eine professionelle, unabhängige
Traumaseelsorge in unserem Erzbistum zu etablieren.
Wenn kirchliches Handeln sich an den Schwächsten ausrichtet, dann müssen die
Anliegen und Bedürfnisse Betroffener in den Mittelpunkt des Denkens rücken.
Spätestens jetzt ist die Zeit zum Handeln.
Für Maria 2.0 Hamburg
Eva-Maria Schmitz