30. 01.2023/Offener Brief an die Delegierten zur Kontinentalen Etappe des weltweiten Synodalen Prozesses
30.01.2023
Gleichberechtige Teilhabe aller Katholikinnen und Katholiken
„Mach den Raum deines Zeltes weit“ (Jes 54,2). Der Titel des vatikanischen Arbeits- und Orientierungsdokumentes für die kontinentale Etappe des synodalen Prozesses ist richtungsweisend.
Wenn vom 5. bis 10. Februar in Prag über Probleme oder Fragestellungen der nächsten Etappe des synodalen Prozesses diskutiert wird, muss das Thema der gleichberechtigten Teilhabe aller, und im Besonderen die Rolle der Frau, einen hohen Stellenwert haben.
Maria 2.0 fordert seit langem den Zugang aller Menschen zu allen Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche. Für die überwiegende Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken ist es nicht mehr nachvollziehbar, dass die Hälfte der Menschheit aufgrund ihres Geschlechts von den Ämtern in der katholischen Kirche ausgeschlossen wird. Damit werden wesentliche Prinzipien der Menschenrechte und das deutsche Grundgesetz ignoriert.
Im Arbeitsdokument heißt es unter der Überschrift „Teilhabe von Frauen neugestalten:
61. Aus allen Kontinenten kommt der Aufruf, dass katholische Frauen vor allem als Getaufte und Mitglieder des Volkes Gottes mit gleicher Würde stärker zur Geltung gebracht werden müssen.“ Die neuseeländische Bischofskonferenz schreibt dazu: „Die fehlende Gleichberechtigung von Frauen innerhalb der Kirche wird als Hindernis für die Kirche in der modernen Welt gesehen“.
Diese Erkenntnis, die „aus allen Kontinenten“ an die Amtskirche herangetragen wird, wird von Maria 2.0 von Beginn an vehement vertreten und ist vom CWC (Catholic Women Council) in dem Dokument „Womens voices from around the globe“ (Frauenstimmen aus der ganzen Welt) eindrucksvoll zusammengefasst worden. Leider bleibt sie in der Amtskirche weitestgehend ohne Bedeutung und wird von leitenden vatikanischen Kardinälen und einigen reformresistenten deutschen Bischöfen machtbewusst bekämpft.
Maria 2.0 ist überzeugt, dass der Aufruf „Mach den Raum deines Zeltes weit“ ungehört verhallen wird, solange Frauen in dem Zelt keine freie Platzwahl haben und sich nur auf den hinteren Rängen wiederfinden. Im Gegenteil: immer weniger Menschen werden das Zelt betreten, viele haben es bereits verlassen und weitere werden folgen.
Die sogenannte „umfassendere“ Teilhabe von Frauen, wie sie im Dokument, Kapitel 61, angesprochen wird, ist keine „gleichberechtigte“ Teilhabe. Wir lassen uns nicht mit den in Kapitel 64 genannten Forderungen nach einer „aktiven Rolle von Frauen in den Leitungsstrukturen der kirchlichen Gremien“, der „Möglichkeit für Frauen mit entsprechender Ausbildung, in Pfarreien zu predigen“ und dem „Diakonat für Frauen“ abspeisen.
Immer noch wird das „Volk Gottes“ nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. Es reicht nicht aus, dass alle Gläubigen befragt werden und beraten dürfen, wenn am Ende die Entscheidung doch nur bei Klerikern liegt, die brüderlich und kollegial miteinander verhandeln, was für das „Volk Gottes“ gut ist.
Wenn die katholische Kirche in Zukunft relevant sein will, ist bloßes Zuhören nicht genug. Alle müssen aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Sonst gerät er zur Farce. Wir fordern deshalb nachdrücklich die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen und Laien an der Synode in Rom.
Unser Appell an die Prager Delegierten: Artikulieren Sie die „gleichberechtigte“ Teilhabe aller Katholikinnen und Katholiken als eine Toppriorität, die auf der Synodalversammlung im Oktober 2023 diskutiert werden muss.
Maria 2.0 Deutschland
i.A. Mechthild Exner-Herforth
Maria 2.0 Deutschland ist der Zusammenschluss von über 100 Ortsgruppen der Bewegung Maria 2.0. Seit 2019 setzen sich engagierte Christinnen und Christen verschiedener Altersgruppen und sexueller Orientierungen für die Überwindung des Machtmissbrauchs und für tiefgreifende Reformen in der katholischen Kirche ein, für eine Kirche in der Nachfolge Jesu.
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