01.04.2023/Erneuter Bevormundungsversuch aus Rom

Wie man der einschlägigen Presse entnehmen konnte, erteilte Kardinal Arthur Roche im Namen des Liturgiedikasteriums des Vatikans der Predigt von Lai*innen in der Eucharistiefeier und der regulären Taufspende durch Lai*innen eine Absage.

Es ist gerade einmal drei Wochen her, dass zumindest der Handlungstext des Synodalforums III (Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche) „Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament“ von rund 90% aller Synodalen angenommen wurde.

Das wurde allseits als großer Erfolg gefeiert, obwohl ansonsten viele der konkreten Forderungen der Lai*innen keinen Eingang in die Grund- und Handlungstexte des Synodalen Wegs in Deutschland fanden.

Prompt reagiert das Liturgiedikasterium in einem – wie man liest – siebenseitigen Brief aus Rom, adressiert an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Bätzing. Dieses Mal wird die Absage angeblich mit der ach so wichtigen Abgrenzung vom geweihten Klerus zum Fußvolk der Lai*innen begründet. Wenn man diesen unterschiedlichen „Charismen“ nicht Rechnung trüge, bestünde die Gefahr, dass in den Gemeinden Missverständnisse über die Identität des Priesters entstehen. Wieder einmal ist die absurde Begründung ein Beweis der reinen Angst vor Machtverlust.

Da wir uns an derlei Absagen und Zurechtweisungen aus Rom inzwischen gewöhnt haben, sollten wir eigentlich nicht überrascht sein. Betroffen machen uns vielmehr die beschwichtigenden Stellungnahmen, mit denen die Pressesprecher der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholik*innen als Veranstalter des Synodalen Wegs auf diesen Brief reagieren.

Da teilt die Pressesprecherin Britta Baas auf eine Anfrage von katholisch.de mit, dass sich das Katholikenkomitee über den Brief aus Rom freue. Die Post aus dem Vatikan zeige ein Interesse Roms an den Ergebnissen und Zielsetzungen des Synodalen Weges in Deutschland. Der Pressesprecher der DBK, Matthias Kopp, zeigt sich erfreut, dass die Lage in Deutschland von Rom wahrgenommen wird, und dass die DBK so mit Rom im Gespräch bleibe.

Wir fragen uns, warum sich diese Gremien die Stellungnahmen aus Rom so schönreden müssen. Liegt es daran, dass sie sich sonst ein Scheitern des Synodalen Weges eingestehen müssten? Wenn bereits den kleinen Brotkrumen, die den Lai*innen hingeworfen werden, eine vorzeitige Absage erteilt wird, stirbt da nicht endgültig die Hoffnung auf grundlegende Reformen, die den Anfang des synodalen Weges bestimmte und seinen Auftrag definierte?

Ausgelöst durch den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche haben engagierte Menschen auf Bitte der Deutschen Bischofskonferenz hin dreieinhalb Jahre um einen gemeinsamen Weg aus der Krise und für Reformen in der katholischen Kirche gerungen. Bevor nun aber der kleinste mögliche Schritt unternommen werden kann, wird von Rom ein Veto eingelegt. Dreieinhalb Jahre umsonst?

Wo bleiben die Stimmen der Reformgruppen, die am Synodalen Weg teilgenommen haben? Sollten nicht alle endlich die Realität wahrnehmen, angemessen reagieren und sich Gedanken über Alternativen machen?

Vielleicht kommt man dann zu dem Ergebnis, dass die katholische Kirche in Deutschland ihren eigenen Weg gehen muss. Ein Zurück zum „wie es war“ wird es für die allermeisten Katholik*innen nicht mehr geben.

Mechthild Exner-Herforth, Gaby Maaß, Altfrid Norpoth, Katrin Richthofer, Eva-Maria Schmitz für Maria 2.0 Deutschland